Viele Anleger haben den Wunsch, ihre Investments abzusichern und setzen bei Optionsscheinen einen Stopp.
Doch Vorsicht: Schon bei Aktien kann es zu unerwünschten Ausführungen des Stops kommen. Bei Optionsscheinen ist die Gefahr noch viel größer.
Das liegt zum einen daran, dass bei bestimmten Arten von Optionsscheinen wie klassischen Plain Vanilla-Scheinen und Discount-Optionsscheinen der Kurs vielen verschiedenen Faktoren unterliegt. Dazu gehören zum Beispiel die Volatilität der Aktie und die verbliebene Zeit bis zum Ablauf. Wollen Sie also einen Optionsschein verkaufen, sobald der Basiswert einen bestimmten Bereich unterscheitet, lässt sich der zugehörige Kurs des Optionsscheins gar nicht exakt bestimmen.
Es gibt im Internet zwar Optionsschein-Rechner, die Kurse von Optionsscheinen im Vergleich zum Basiswert berechnen. Sobald der Kurs aber zu einem anderen Zeitpunkt die entsprechende Marke erreicht oder sich die Volatilität der Aktie ändert, stimmt diese Berechnung nicht mehr.
Etwas einfacher ist die Berechnung des Kurses des Optionsschein für eine bestimmte Marke des Basiswerts bei Knock-Out-Optionsscheinen. Auch hier ist jedoch Vorsicht angesagt: Der Emittent verrechnet täglich seine Gebühren und passt den Basispreis minimal an.
Mir ist es selbst schon einmal passiert, dass ich einen Stopp Loss exakt unter eine bestimmte Marke gesetzt habe. Doch durch diese minimale Veränderung des Basispreises wurde der Stopp zu früh ausgelöst.
Die Ausweitung des Spreads im Tagesverlauf kann ungewollt Stopps auslösen
Ein weiteres Problem bei Stopps sind die Kursstellungen außerhalb der Kernhandelszeiten der Heimatbörse der jeweiligen Aktie.
Die Kernhandelszeiten sind für deutsche Aktien zwischen 9:00 Uhr und 17:30 Uhr und für amerikanische Aktien von 15:30 Uhr bis 22:00 Uhr.
Nur in diesen Zeiten ist die Liquidität der Basiswerte und des zugehörigen Optionsmarkts groß. Nur in diesen Zeiten kann der Emittent deswegen für die meisten Basiswerte Optionsscheine mit einem sehr engen Spread anbieten.
Optionsscheine haben wesentlich längere Handelszeiten, in der Regel täglich von 8:00 Uhr bis 22:00 Uhr. Der Emittent weitet außerhalb dieser Zeiten den Spread des Optionsscheins aus. Die Aktie und der zugehörige Optionsmarkt sind dann nicht liquide.
Das ist keine böse Absicht oder Kursmanipulation. Es liegt einfach daran, dass die Emittenten sich in dieser Zeit nicht so gut im Hintergrund absichern können und mehr Risiko auf ihre eigene Rechnung nehmen müssen. Im Gegenzug zahlen sie ein bisschen weniger an Anleger, die den Schein verkaufen möchten und berechnen ein bisschen mehr für Anleger, die den Schein kaufen wollen.
Da dies ein völlig normaler Mechanismus ist, empfehle ich immer, Optionsscheine während der Kernhandelszeit mit einem engen Spread zu kaufen oder zu verkaufen.
Wer nun aber einen Stop setzt, läuft Gefahr, dass dieser allein durch die Ausweitung des Spreads ausgelöst werden kann, obwohl sich der Kurs des Basiswerts nicht geändert hat.
Ausführung außerhalb der Kernhandelszeiten bringen ungünstige Kurse
Mir haben schon Leser geschrieben, dass ihnen genau das passiert ist. Das kann sowohl Stop Loss-Orders als auch Stop Buy-Orders betreffen. Bei Stop Buy besteht die gleiche Problematik. Man ist dann zu früh in einer Position, die eine bestimmte Marke noch gar nicht überschritten hat. Gleichzeitig hat man einen ungünstigen Kurs bekommen, weil der Schein in dieser Zeit einen hohen Spread hat.
Wer also unbedingt Stopps setzen will, sollte mindestens die Ausweitung des Spreads außerhalb der Kernhandelszeiten für seine Berechnungen mit berücksichtigen. Die Börse Stuttgart hat ein sehr schönes Tool, in dem die Entwicklung des Spreads für die meisten Optionsscheine grafisch dargestellt wird.
Meine grundsätzliche Empfehlung ist aber, bei Optionsscheinen gar keinen Stop Loss oder Stop Buy zu verwenden.
Beobachten Sie besser den Basiswert täglich und platzieren Sie Ihre Order während der Kernhandelszeit, wenn der Spread schön eng ist.
Wenn Sie gar nicht auf Stopps verzichten wollen, setzen Sie diese sehr großzügig. Berücksichtigen Sie die Schwankungen beim Spread, falls Sie den Stopp auf einen bestimmten Kurs des Basiswerts setzen möchten.