Optionsscheine haben eine ganz ähnliche Funktionsweise wie Optionen. Sie werden jedoch von großen Banken als Emittenten ausgegeben. Weil es viele verschiedene Optionsscheine gibt, findet bei den meisten Scheinen nur sehr wenig Handel statt. Sie würden keinen anderen Anleger finden, der Ihnen einen Optionsschein verkaufen will oder dem Sie Ihren Optionsschein verkaufen können, wenn der Handel nur zwischen Anlegern stattfinden würde. Deshalb stellt der Emittent selbst im Direkthandel und an den Börsen in Stuttgart und Frankfurt fortlaufend Kurse für den Ankauf und Verkauf der Scheine. Eine Ausnahme sind Optionsscheine, die nicht mehr länger verkauft werden. Für diese werden dann nur noch Geldkurse, also Rücknahmekurse gestellt.
Natürlich möchte der Emittent bei solchen Geschäften eine Gewinnspanne für sich einbehalten. Deshalb ist der Ankaufskurs des Emittenten niedriger als sein Verkaufskurs. Die Spanne zwischen den beiden Kursen ist der Spread. Diesen Betrag würden Sie verlieren, wenn Sie einen Optionsschein kaufen und sofort wieder verkaufen, ohne dass die Kurse sich zwischenzeitlich geändert haben. Wenn Sie den Schein länger im Depot halten, muss der Optionsschein um diese Spanne erst einmal steigen, damit Sie in die Gewinnzone kommen.
Je niedriger der Spread, desto besser
Daraus ergibt sich automatisch: Je niedriger der Spread ist, desto besser für Sie!
Gibt es verschiedene Optionsscheine auf den gleichen Basiswert mit ähnlichen Kennzahlen zur Auswahl, stellen unterschiedliche Emittenten oft auch unterschiedliche Spreads. Mein Bestreben ist es immer, den Optionsschein mit dem niedrigsten Spread zu kaufen.
Ein Spread ist jedoch Schwankungen unterworfen und kann sich stark verändern. Das ist in den meisten Fällen keine böse Absicht des Emittenten, sondern hat seinen Grund in den Geschäften, die im Hintergrund ablaufen: In der Regel möchte ein Emittent bei einem Optionsschein-Geschäft nicht gegen Sie wetten, sondern unabhängig von der weiteren Kursentwicklung eine Gewinnmarge erzielen. Dazu sichert er seine Risiken über die Terminmärkte ab. Das funktioniert dann am besten, wenn der Basiswert liquide gehandelt wird und der zum Basiswert gehörende Optionsmarkt geöffnet ist. Wenn Sie außerhalb dieser Zeiten einen Optionsschein kaufen, bezahlen Sie es mit einem höheren Spread.
Zu diesen Zeiten bekommen Sie den besten Spread
Den engsten Spread bekommen Sie deshalb bei amerikanischen Aktien, wenn die US-Börsen geöffnet sind, also ab 15:30 Uhr. Bei deutschen Basiswerten erhalten Sie den besten Spread während des XETRA-Handels zwischen 9:00 Uhr und 17:30 Uhr. Optionsscheine werden aber auch außerhalb dieser Zeiten gehandelt. Das sind die Zeiten, in denen Sie vor einem Investment noch einmal kurz überprüfen sollten, ob der Spread nicht zu hoch ist.
Wie ermitteln Sie also den Spread? Je nachdem, welchen Broker Sie nutzen, zeigt Ihnen Ihre Bank beim Kauf möglicherweise direkt beide Kurse an, spätestens, wenn Sie auf das Profil des Optionsscheins klicken, den Sie kaufen möchten. Alternativ können Sie eine beliebige Finanzplattform oder die Website der Stuttgarter Börse Euwax nutzen, um aktuelle Kurse zu bekommen (http://www.boerse-stuttgart.de). Je nach Plattform sind die Ankaufs- und Verkaufskurse als „Geld“ und „Brief“ oder „Bid“ und „Ask“ gekennzeichnet. Der Spread ist dann einfach die Differenz zwischen diesen beiden Kursen. In der Abbildung oben beträgt der Spread 0,02€, da der Geld-Kurs bei 1,04€ liegt und der Brief-Kurs bei 1,06€.
Auf Ariva.de finden Sie außerdem eine grafische Darstellung, wie sich der Spread während eines Handelstags verändert, indem Sie eine WKN in die Suche eingeben und dann auf „Chart“ und „intraday“ klicken. Eine sehr schöne grafische Darstellung finden Sie für die meisten Scheine auf im oder dem Cats System der Börse Stuttgart.
Zahlen Sie möglichst nicht mehr als 2 %
Meine Faustregel: Fast immer findet man Optionsscheine mit einem Spread von weniger als 2%. Bei Optionsscheinen mit einem Preis von weniger als 1,00€ sollte der Spread also nicht mehr als 0,01€ betragen, ab 1,00€ sind 0,02€ akzeptabel. Liegt der Spread höher, empfehle ich Ihnen, die Order lieber am nächsten Handelstag zu liquiden Zeiten auszuführen. Wenn der Spread dann immer noch über 2% liegt, überlegen Sie sich, ob der Basiswert so attraktiv ist, dass Sie den Schein unbedingt trotzdem haben möchten.
Haben Sie keine Angst davor, dass der Optionsschein dann schon viel mehr kosten könnte. Natürlich wird das in manchen Fällen der Fall sein. In anderen Fällen kommen Sie aber auch viel günstiger zum Zug, wenn Sie noch einen Tag warten. Es ist nun mal der Charakter von Optionsscheinen, dass sie stark schwanken können.
Wenn Sie darauf achten, immer einen fairen Spread zu bekommen, können Sie also den Erfolg Ihrer Optionsschein-Investments optimieren!