Gibt es bei Optionsscheinen Manipulation?
Optionsscheine sind ein beliebtes Instrument für Anleger, um an der Preisentwicklung von Aktien, Indizes und anderen Wertpapieren zu partizipieren.
Allerdings sind Optionsscheine auch ein komplexes Instrument, das mit einem hohen Risiko verbunden sein kann.
Im Internet liest man immer wieder von der Gefahr, dass die Preise durch Emittenten manipuliert werden, um Anleger schlechter zu stellen.
Heute möchte ich der Frage nachgehen, ob dies eine reale Gefahr ist oder eher ein Hirngespinst.
Wie können Emittenten Optionsscheine manipulieren?
Emittenten können theoretisch die Preise von Optionsscheinen manipulieren.
Der Grund ist, dass sich bei einem Optionsschein der Preis nicht durch Angebot und Nachfrage bildet.
In der Regel kaufen oder verkaufen Sie den Optionsschein im Handel mit dem Emittenten, entweder im Direkthandel oder über eine Börse.
Doch in beiden Fällen ist der Emittent Ihr Handelspartner und nicht ein anderer Anleger.
Deswegen werden die Preise für Optionsscheine sowohl beim Kauf als auch beim Verkauf durch den Emittenten gestellt.
Man kann auch sagen: Der Emittent diktiert den Preis und kann ihn theoretisch beliebig ändern.
Die Betonung liegt auf theoretisch. Denn die Praxis sieht anders aus.
Ein Emittent wird sich mit seinen Preisstellungen immer am Optionsmarkt orientieren.
Optionen sind im Gegensatz zu Optionsscheinen Instrumente für institutionelle Anleger und für Privatanleger nicht besonders gut geeignet, schon allein wegen der fehlenden Teilbarket: Ein Optionskontrakt bezieht sich immer auf 100 Aktien und kann je nach Aktie und Laufzeit schon einige Tausend Euro kosten.
Warum der gleiche Optionsschein unterschiedlich viel kosten kann
Der Emittent nutzt den Optionsmarkt, um sich im Hintergrund abzusichern.
Denn er hat gar kein Interesse daran, das Risiko, das sich aus dem Verkauf von Optionsscheinen ergibt, selbst zu übernehmen.
Schließlich haben Sie unbegrenzte Gewinnmöglichkeiten, was für Ihren Gegenpart ein unbegrenztes Verlustrisiko bedeutet.
Für den Emittenten gibt es viele Möglichkeiten, sich abzusichern. Eine davon ist, mehrere kleine Käufe von Optionsscheinen zu einem großen Optionskontrakt zusammenzufassen und sich über den Optionsmarkt abzusichern.
Auf die Kosten, die hierfür entstehen, schlägt der Emittent noch eine kleine Marge auf, schließlich will er auch etwas verdienen.
Daraus ergibt sich dann der Preis für einen Optionsschein.
Je nach Emittent können die Kosten, die für die Absicherung entstehen, und die Marge, die aufgeschlagen wird, höchst unterschiedlich sein.
Deswegen können sich die Kosten für Optionsscheine unterschiedlicher Emittenten auch unterscheiden, selbst wenn Basiswert, Basispreis und Laufzeit komplett identisch sind.
Nutzen Sie deswegen immer eine Optionsschein-Vergleichsplattform, um den günstigsten Optionsschein zu finden.
So bekommen Sie faire Rückkaufkurse
Grundsätzlich können wir also schon einmal festhalten:
Wenn ein Emittent bei einem Optionsschein etwas teurer ist als ein anderer, hat das üblicherweise nichts mit Optionsscheine Manipulation zu tun, sondern ist den Kosten und Margen des Emittenten geschuldet.
Schließlich kostet auch im Supermarkt die gleiche Ware unterschiedlich viel, je nachdem wo Sie sie kaufen.
Wenn Sie sich dann für einen Optionsschein entschieden haben, sind Sie darauf angewiesen, dass der Emittent auch faire Rückkaufkurse stellt.
Nach meiner Erfahrung ist das fast immer der Fall.
Ich stehe mit vielen Emittenten im persönlichen Kontakt und weiß, dass diese sehr bemüht sind, einen guten Kundenservice und faire Preise zu bieten.
Wenn Sie der Meinung sind, dass ein Kurs nicht in Ordnung ist, rufen Sie die Hotline des Emittenten an und bitten um Überprüfung.
Sollte es tatsächlich einmal Unstimmigkeiten geben, hängt das in der Regel nicht mit Optionsschein-Manipulation zusammen, sondern zum Beispiel mit technischen Problemen.
Keine Kurse – ist das eine Optionsscheine Manipulation?
Übrigens: Es kann sein, dass ein Emittent vorübergehend einmal keine Kurse stellt.
Auch das ist jedoch in der Regel kein Anzeichen für die Manipulation von Optionsscheinen.
Nehmen wir an, ein Unternehmen berichtet nach Börsenschluss über das abgelaufene Quartal und es kommt im Anschluss zu einer heftigen Kursreaktion.
Dann kann der Emittent am nächsten Morgen unmöglich abschätzen, wie der US-Optionssmarkt am Nachmittag eröffnen wird.
Es kann dann sein, dass die Kursstellung ausgesetzt wird, bis die Situation klarer wird.
Grundsätzlich sind Emittenten verpflichtet, Rückkaufkurse für ausgegebene Optionsscheine zu stellen und zu 99 % der Zeit halten sie sich auch daran.
Die übrige Zeit hat normalerweise immer einen konkreten Grund.
Fischen die Emittenten Stopps ab?
Oft wird Emittenten auch vorgeworfen, dass sie Stopps abfischen.
Angenommen viele Anleger haben einen Stopp bei 2,90 Euro gesetzt und der Kurs steht bei 2,91 Euro.
Dann könnte der Emittent den Kurs einfach um 0,01 Euro niedriger stellen, um die Stopps auszulösen.
Ganz ausschließen lässt sich das zwar nicht. Doch die meisten Emittenten sind so seriös, dass sie diese Praktik nicht anwenden.
Grundsätzlich empfehle ich sowieso nicht, Stopps bei Optionsscheinen zu verwenden.
Optionsscheine sind hoch volatil und ein Stopp kann bei einer Intraday-Kursschwankung jederzeit ausgelöst werden, nur damit die Kurse anschließend wieder steigen.
Beobachten Sie Instrumente wie Optionsscheine lieber täglich und verkaufen Sie sie, wenn sich die charttechnische Situation eintrübt.
Wenn Sie doch Stopps setzen, machen Sie das nicht im Direkthandel, sondern über die Börsen in Stuttgart oder Frankfurt.
Falls Sie wirklich den Eindruck haben, dass die Kursstellung bei der Auslösung des Stopps nicht gerechtfertigt war, weil der Basiswert keine entsprechende Bewegung gemacht hat, können Sie die Order von der Börsenaufsicht überprüfen lassen.
Optionsscheine Manipulation: Für mich nur ein Mythos
Fazit: Ich arbeite seit vielen Jahren mit Optionsscheinen und kann nicht bestätigen, dass es bei Optionsscheinen Manipulation gibt.
Für mich ist das ein Mythos, der vor allem von Optionsverkaufsplattformen verbreitet wird, die Optionsscheine damit schlecht machen wollen.
Tatsächlich sind Optionsscheine für mich das Instrument der Wahl, wenn Sie als Privatanleger gehebelt in Aktien investieren möchten, und die Angst vor Manipulation sollte Sie auf keinen Fall davon abhalten.
Wenn Sie trotzdem glauben, dass Sie Opfer einer Manipulation von Optionsscheinen geworden sind, sollten Sie sich entweder an die Börse, über die Sie die Order abgewickelt haben, oder an die BaFin wenden.