Viele sehen Optionsscheine nur als kurzfristige Zockerei an. Zu Unrecht: Optionsscheine sind ein sehr gutes Instrument, um Aktien langfristig gehebelt zu begleiten. Ideal zum Beispiel, um von Megatrends wie Künstlicher Intelligenz mit Optionsscheinen langfristig zu profitieren. Vom Konstrukt her sind sie ihrem „großen Bruder“ – den Optionen – sehr ähnlich. Bestimmt haben Sie schon einmal gehört, dass Optionen besser sind als Optionsscheine. Das stimmt nur bedingt. Optionen sind für Kleinanleger und für Anlagesummen, wie wir sie im Millionen-Depot haben, jedoch nicht geeignet.
So ist ein Optionsschein konstruiert
Call-Optionsscheine gewinnen bei steigenden Kursen. Bei Optionen räumt Ihnen ein „Stillhalter“ theoretisch das Recht ein, eine Aktie zu einem späteren Zeitpunkt zu einem festen Betrag zu kaufen. Bei Optionsscheinen ist es ähnlich – nur dass es dafür einen Barausgleich gibt.
Ein Beispiel: Ich hatte einmal einen UnitedHealth-Schein im Depot mit einer Basis von 260 US-Dollar und eine Laufzeit bis 15.1.2020. Steht UnitedHealth am Abrechnungstag bei 320 US-Dollar, könnten Sie bei einer Option die Aktie für 260 US-Dollar kaufen und sofort wieder für 320 US-Dollar verkaufen. Bei einem Optionsschein bekommen Sie gleich die Differenz von 60 US-Dollar – umgerechnet in Euro – gutgeschrieben.
Der Zeitwert geht in den Preis eines Optionsscheins ein
Warum sollte Ihnen jemand so ein Angebot machen, als Stillhalter aufzutreten und Ihnen ein solches Recht einzuräumen? Natürlich weil er damit Geld verdienen möchte. Für das oben genannte Geschäft zahlen Sie an den Stillhalter bzw. bei Optionsscheinen an den Emittenten einen Preis, der eine Risikoprämie beinhaltet. Der Stillhalter hofft, dass UnitedHealth am Verfallstag unter 260 US-Dollar steht. Dann verfällt der Optionsschein und er kassiert die Prämie ein.
Solange die UnitedHealth-Aktie bei 260 US-Dollar oder darunter notiert, kostet Sie der Optionsschein nur diese Risikoprämie. Wir sprechen vom Zeitwert. Steht der Basiswert beim Kauf des Scheins schon höher, wird der sogenannte innere Wert zusätzlich fällig.
Je näher der Verfallstag rückt, desto besser kann der Stillhalter das Risiko abschätzen. Die Risikoprämie wird geringer und damit sinkt der Zeitwert. Wir sprechen vom Zeitwertverlust. Außerdem geht die Volatilität des Basiswerts in den Preis eines Optionsscheins ein: Je volatiler eine Aktie ist, desto schwieriger ist es, ihre Entwicklung vorherzusehen. Deshalb sind Optionsscheine auf volatile Aktien oder in volatilen Zeiten teurer.
Das bedeutet es praktisch: unbegrenzte Gewinnmöglichkeiten
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu viel Theorie. Kommen wir zur Praxis: Optionsscheine bedeuten für Sie unbegrenzte Gewinnmöglichkeiten bei begrenztem Verlustrisiko. Eine Nachschusspflicht gibt es bei Optionsscheinen nicht – egal, wie tief der Basiswert sinkt. Sie können also maximal verlieren, was Sie eingesetzt haben, falls der Optionsschein am Verfallstag wertlos verfällt.
Nach oben gibt es jedoch keine Grenzen!
Optionsscheine kennen keinen Knock-Out
Klassische Optionsscheine haben keine Knock-Out-Schwelle (zu diesen speziellen Knock-Out-Optionsscheinen komme ich noch). Das bedeutet: Egal, wie stark ein Optionsschein im Minus ist und wie weit eine Aktie zwischenzeitlich in einer Korrektur schwankt – wenn der Basiswert sich bis zum Laufzeitende erholt und über den Basispreis hinausläuft, kassieren Sie kräftig ab!
Das ist besonders wichtig, wenn es an den Märkten hoch hergeht.
Das sind die Vorteile von Optionsscheinen
Die Hauptnachteile eines Optionsscheins sind Zeitwertverlust und begrenzte Laufzeit: Läuft eine Aktie seitwärts, verliert der Schein an Wert. Braucht sie länger als bis zum Verfallstag für den nächsten großen Trendschub, kann er wertlos verfallen
Trotzdem halte ich Optionsscheine für das beste Instrument, um Aktien mit aggressivem Hebel langfristig zu begleiten. Die Tatsache, dass es keinen Knock-Out gibt und die Scheine zwischenzeitlich schwanken können, wie sie wollen, sind ein starkes Argument für diese Derivate.