Es ist die Frage, die mir am häufigsten gestellt wird: Was ist besser? Optionsscheine oder Optionen? Fast jeder hat schon einmal irgendwo gehört oder gelesen, dass Optionen besser sind als Optionsscheine. Eine Aussage, die leider allzu oft pauschal so gemacht wird, ohne auf die Unterschiede einzugehen.
Was ist also besser an Optionen und was ist schlechter? Schauen wir uns erst die Vorteile von Optionen an, bevor wir auf deren Nachteile und Probleme eingehen.
Vorteile von Optionen
Der große Vorteil ist der fehlende Emittent. Optionen kaufen Sie direkt über die Terminbörsen von beliebigen anderen Marktteilnehmern, die als Stillhalter agieren. Somit entfällt das Emittentenrisiko, also die Gefahr, dass der Emittent seinen Verpflichtungen nicht nachkommen kann, wenn Sie den Schein verkaufen möchten oder er fällig wird. Dieses Risiko ist bei den gängigen Emittenten in normalen Marktphasen jedoch verschwindend gering. Denn als Emittenten für die Optionsscheine fungieren große Banken mit einer hohen Bonität.
Außerdem sind Optionen oft etwas günstiger als vergleichbare Optionsscheine. Denn der Emittent hat Kosten zum Beispiel für Personal, Börsenzulassungen oder Handelssysteme. Diese muss er bei der Emission auf den Preis der Scheine umlegen. Zusätzlich will er mit seiner Tätigkeit eine Marge verdienen. Es ist also klar, dass ein Optionsschein deswegen oft etwas mehr kostet als eine vergleichbare Option.
Optionen können nur über die Terminbörsen gehandelt werden
Diesen Vorteilen von Optionen stehen allerdings gravierende Nachteile gegenüber. Der erste ist die Handelbarkeit über normale Broker.
Optionen können Sie nicht einfach wie Optionsscheine über die Wertpapier-Börsen in Frankfurt oder Stuttgart kaufen. Optionen gibt es ausschließlich an den Terminbörsen. Das ist zum Beispiel für deutsche Aktien die Eurex, für US-Aktien die Chicago Board Options Exchange (CBOE).
Den Zugang zu diesen Börsen bietet nach meinen Recherchen kaum ein deutscher Broker an. Zwar können deutsche Optionen an der Eurex über einige Broker wie Comdirect und Consorsbank gehandelt werden. Amerikanische Optionen sind jedoch fast nur über spezielle Broker wie Interactive Brokers, Lynxbroker, Captrader oder Agora Direct handelbar.
Die Kontraktgröße macht den Handel mit Optionen unmöglich
Doch selbst, wenn Sie ein solches Konto haben, können Sie viele Vorhaben nicht als Option umzusetzen. Hier auf optionsscheine-verstehen.de empfehlen wir, Optionsscheine als langfristiges Handelsinstrument anzusehen und nicht als kurzfristige Zockerei. Gerade dann sind Optionen für Kleinanleger viel zu teuer. Das hängt mit der Kontraktgröße bzw. dem Bezugsverhältnis zusammen.
Optionsscheine werden von den Emittenten so gestaltet, dass sie niedrige Kurse haben und auch für kleine Anlagebeträge interessant sind. Meistens notieren Sie bei unter 10 Euro, oft sogar niedriger als 1 Euro. Hierfür werden Bezugsverhältnisse von 0,1 oder bei sehr teuren Aktien auch 0,01 verwendet. Ein Amazon-Optionsschein, den ich neulich in meinem Depot hatte, ist ein schönes Beispiel dafür: Er bezieht sich auf eine Hundertstel Amazon-Aktie und kostete rund 10 Euro.
Wie ist es bei Optionen? Dort gibt es solche Stückelungen nicht. Ein Optionskontrakt umfasst immer Optionen auf 100 Aktien. Was bedeutet das für den Amazon-Schein? Eine Option auf 1 Amazon-Aktie mit einer vergleichbaren Basis und Laufzeit wie der Optionsschein kostete etwa 1.190 US-Dollar, umgerechnet ca. 1.000 Euro. Da Sie die Option aber nur als Kontrakt kaufen können, der sich auf 100 Aktien bezieht, müssten Sie für den Amazon-Kontrakt den 100-fachen Preis, also etwa 100.000 Euro zahlen. Weniger geht für eine Amazon-Option mit dieser Basis und Laufzeit nicht.
Ich denke, wir sind uns einig, dass dies eine Dimensionen ist, die für Kleinanleger kaum in Frage kommt.
Auch der Spread kann bei Optionen sehr groß sein
Noch einen weiteren Nachteil gibt es bei Optionen: Gerade bei Basiswerten, die nicht sehr liquide sind, gibt es oft nur wenige Marktteilnehmer, die Optionen handeln wollen. Das gilt erst recht, wenn die Fälligkeit weit in der Zukunft liegt. Dann liegt der Spread oft irrsinnig weit auseinander und es ist schwierig, überhaupt eine passende Option zu bekommen.
Fazit: Optionsscheine sind meistens besser als Optionen
Sie sehen also: Die Aussage, dass Optionsscheine generell schlechter als Optionen sind, ist falsch. Gerade für Anleger, die ihre Wertpapiere wie gewohnt per WKN über einen Standardbroker an den normalen Wertpapierbörsen kaufen möchte, kommen Optionen nicht in Frage.
Viele Vorhaben sind außerdem vom Anlagebetrag her mit Optionen nicht umsetzbar. Wer Optionen handelt, muss sich wegen der fehlenden Flexibilität bezüglich der Kontraktgröße entweder ausschließlich auf Basiswerte konzentrieren, die im niedrigen 2-stelligen Bereich notieren oder die Laufzeit der Optionen erheblich verkürzen, um auf normale Anlagebeträge zu kommen. Das wäre eine erhebliche Einschränkung und hätte nichts mehr damit zu tun, das ideale Chance-Risiko-Verhältnis zu traden.
Deswegen: Lassen Sie sich von pauschalen Aussagen über Optionen und Optionsscheine nicht verwirren. Oft sind Optionsscheine erste Wahl!