Von Zeit zu Zeit erhalte ich Rückfragen von Ihnen, welcher Börsenplatz am besten geeignet ist, um Optionsscheine zu kaufen oder zu verkaufen. Wenn Sie Ihr Depot bei einer Direktbank wie ING Diba, Consorsbank, Onvista-Bank, Flatex, DAB-Bank etc. führen, dann wird diese Ihnen die Börse Stuttgart (EUWAX), die Zertifikate-Börse in Frankfurt und den Direkthandel mit dem Emittenten zur Auswahl anbieten.
Sie können Sie den Optionsschein an jedem dieser drei Plätze kaufen. Und Sie sollten sich bewusst sein, dass in allen drei Fällen Ihr Handelspartner fast immer der Emittent ist. Auch die Kurse, die Sie an den Börsen in Frankfurt und Stuttgart finden, sind also Kurse, die in der Regel der Emittent stellt und nicht Kurse, zu denen andere Anleger ihre Scheine kaufen oder verkaufen möchten.
Deshalb werden Sie in aller Regel auch an allen drei Handelsplätzen den identischen Kurs bekommen. Meiner Erfahrung nach haben sich die Kurse spätestens bis zur Ausführung einer Order an allen drei Plätzen angeglichen, auch wenn es vorher anders angezeigt wird (wenn nicht, dann kaufen Sie natürlich dort, wo Sie den günstigsten Kurs bekommen oder verkaufen dort, wo Sie den höchsten Kurs bekommen).
Wenn man dies im Hinterkopf behält – was ist also der Unterschied zwischen den Börsenplätzen?
Optionsschein-Handel an den Börsen Frankfurt und Stuttgart
Das wichtigste Argument für den Handel von Optionsscheinen an den Börsen ist die Handelsüberwachung, die Ihnen die Börse bietet. Sollte Ihre Order zu einem unfairen Kurs ausgeführt werden und Sie den Eindruck haben, dass der Emittent bei der Ausführung ein wenig getrickst hat, dann können Sie die Handelsüberwachung der jeweiligen Börse anrufen. Diese überprüft dann, ob die Kursstellung gerechtfertigt war oder ob eine Manipulation von Optionsscheinen vorlag. Relevant ist dies vor allem bei Stop Loss Orders und unlimitierten Orders (Ausführung „billigst/bestens“ ohne Angabe eines Limits).
Ein Beispiel: Sie haben für einen Optionsschein, der bei ca. 1€ notiert einen Stopp Loss bei 0,80€ gesetzt. Plötzlich notiert der Kurs des Optionsscheins ganz kurzfristig unter 0,80€ und löst ihren Stopp aus, wird zu 0,60 Euro ausgeführt, nur kurz danach wieder bei 1 € zu notieren.
Aufgrund der oben beschriebenen Problematik, dass Kurse für Optionsscheine fast ausschließlich von Emittenten gestellt werden, könnte theoretisch ein Emittent die Kurse absichtlich so gestellt haben, um Ihren Stop Loss abzuräumen und für sich selbst einen Gewinn zu verbuchen. Wenn dies passiert und Sie rufen bei der Handelsüberwachung der jeweiligen Börse an, dann wird diese überprüfen, ob der kurzzeitige Rückgang durch eine hohe Schwankung im Basiswert gerechtfertigt war oder reine Willkür des Emittenten war.
Wenn Ihre Order an der Börse Stuttgart oder Frankfurt zu ungerechten Kursen ausgeführt wurde, dann wird die Handelsüberwachung der jeweiligen Börse diese Transaktion rückwirkend wieder stornieren. Natürlich nur in extremen Fällen und nicht, weil Sie mal einen Cent besser oder schlechter zum Zuge kamen als andere Marktteilnehmer.
Nach meiner Erfahrung arbeiten aber fast alle Emittenten heute sehr seriös und solche Tricksereien kommen so gut wie nicht vor.
Börsenplätze kosten Gebühren
Die Vorteile der Orderausführung an den Börsen müssen Sie natürlich bezahlen, denn auch die Börsen wollen Geld verdienen und die Gebühr der Börsenplätze kommt auf die obligatorische Gebühr Ihrer Bank noch obendrauf.
Ob Sie sich beim Börsenhandel für Frankfurt oder Stuttgart entscheiden, spielt dann keine entscheidende Rolle mehr. Fast immer werden Sie an beiden Börsen den gleichen Kurs erhalten.
Direkthandel mit dem Emittenten bei Optionsscheinen
Der Direkthandel mit dem Emittenten funktioniert im Prinzip wie an der Börse. Ihre Bank vermittelt den Auftrag jedoch unter Umgehung eines Handelsplatzes direkt an den Emittenten und führt diesen zum vom Emittenten gestellten Kurs aus. Zusätzliche Gebühren für den Börsenplatz entfallen dadurch, dies ist gleichzeitig der größte Vorteil des Direkthandels. Manchmal fahren einzelne Direktbanken auch Aktionen in Kooperation mit einem Emittenten, so dass überhaupt keine Gebühren anfallen. Solche Aktionen sollten Sie natürlich nutzen, denn jeder Euro, den Sie an Gebühren sparen, führt zu mehr Gewinn im Depot.
Die praktische Abwicklung des Direkthandels in Ihrem Browser variiert dabei von Bank zu Bank. Immer bekommen Sie den Preis angezeigt, zu dem der Schein aktuell notiert, manchmal auch einen verbindlichen Sofort-Preis oder Realtime-Kurs, zu dem Sie das Geschäft abschließen können und den Sie nur noch bestätigen brauchen (wenn Sie zu lange warten, kann es natürlich sein, dass dieser dann schon nicht mehr gültig ist). Nach meinen Recherchen tun dies die meisten Onlinebanken beim Direkthandel mit Emittenten automatisch, die ING Diba allerdings nur in der „Direkthandels-Profimaske“. Nach Bestätigung erhalten Sie dann auch die sofortige Information, ob Ihre Transaktion ausgeführt werden konnte.
Wenn Sie keinen verbindlichen Sofort-Preis sehen, sondern nur die aktuelle Kursstellung, empfehle ich aus den oben erläuterten Gründen, beim Direkthandel nicht billigst oder bestens zu kaufen bzw. zu verkaufen, sondern sicherheitshalber ein Limit anzugeben, das entweder dem angezeigten Kurs entspricht oder im Bereich der normalen ständigen Schwankungen liegt, die innerhalb der wenigen Sekunden bis zur Orderausführung auftreten können, also 1-2 Cent über dem aktuellen Preis beim Kauf oder darunter beim Verkauf. Prüfen Sie dann direkt im Anschluss, ob Ihre Order auch wirklich ausgeführt wurde.
Fazit
Kaufen und verkaufen können Sie die von mir empfohlenen Optionsscheine oder wenn Sie selbst passende Optionsscheine finden sowohl im Direkthandel, als auch an den Börsen in Frankfurt und Stuttgart. Um die Börsenplatzgebühren zu sparen, empfiehlt sich der Direkthandel, wenn die Preise an den Handelsplätzen identisch sind. Sollte Ihre Bank keinen verbindlichen Sofort-Preis für die Ausführung anzeigen, dann nehmen Sie im Direkthandel sicherheitshalber ein Limit im aktuellen Kursbereich auf.
Sollten Sie mit Stop Loss Order arbeiten, dann empfehle ich, diese nicht im Direkthandel zu setzen, sondern an einer der Börsen. Im Falle einer unfairen Kursstellung, die Ihren Stop Loss außerplanmäßig auslöst, können Sie die Transaktion dann nochmals von der Handelsüberwachung überprüfen lassen.