Beim Rollen von Optionsscheinen (auch „adjustieren“ genannt) tauschst du einen bestehenden Optionsschein gegen einen Neuen mit angepasstem Basispreis (Strike) und/oder Verfallsdatum aus. Das Ziel ist es dabei meistens, den neuen Schein besser auf die aktuellen Kurse abzustimmen und die Laufzeit zu erhöhen.
Optionsscheine haben eine begrenzte Laufzeit. Ich investiere normalerweise in Optionsscheine, die am Geld notieren (das heißt der Basispreis ist in der Nähe des aktuellen Aktienkurses) und etwa 15-18 Monate Restlaufzeit haben. Da bei Optionsscheinen in den letzten drei bis sechs Monaten der Zeitwertverlust immer weiter steigt, empfiehlt es sich, sie in dieser Zeit zu verkaufen. Mit anderen Worten: Die Optionsscheine mit 15-18 Monaten Laufzeit kann ich etwa ein Jahr in meinem Depot behalten.
Rollen von Optionsscheinen: Basis anpassen und Laufzeit verlängern
Ist diese Zeit abgelaufen, stellt sich die Frage: Will ich aus der Position ganz aussteigen und den Schein ganz einfach verkaufen? Oder will ich den Basiswert weiterhin mit einem neuen Optionsschein begleiten? Dann kann ich den Optionsschein einfach rollen.
Im Idealfall ist mein alter Optionsschein nach einem Jahr deutlich im Geld. Der Kurs der Aktie liegt also weit über dem Basispreis des alten Scheins. Das ist nicht ideal, weil dann der Hebel immer weiter sinkt. Mit dem Rollen schlage ich also zwei Fliegen mit einer Klappe: Ich kann einen neuen Optionsschein kaufen, der wieder am Geld ist. Und ich kann ihn erneut mit einer langen Laufzeit von 15-18 Monaten kaufen.
Außerdem stellt sich beim Rollen immer die Frage, ob man den ganzen Verkaufserlös des alten Optionsscheins in einen neuen Schein auf den gleichen Basiswert investiert oder nur noch einen Teil und damit das Risiko besser streut. Angenommen, der alte Schein hat +400 % Gewinn gemacht (was bei guten Aktien und einem passenden Optionsschein nach einem Jahr keine Seltenheit ist), dann hat er sich immerhin verfünffacht und vermutlich eine deutlich höhere Gewichtung im Depot. Damit steigt auch das Risiko, wenn sich der Basiswert einmal nicht wie gewünscht entwickelt.
Das dauerhafte Begleiten von Aktien mit Optionsscheinen ist nur durch Rollen möglich
Ich nutze das Rollen eines Optionsscheins deswegen gerne, um den Investitionsbetrag etwas zu reduzieren. Investiere ich nur einen Teil des Erlöses in den neuen Schein, habe ich automatisch eine Gewinnmitnahme gemacht.
In der Praxis stellt sich außerdem immer die Frage, ob man eine Aktie wirklich dauerhaft mit einem Optionsschein begleiten möchte. Wenn ja, ist das Rollen die einzige Möglichkeit dazu. Ich persönlich verkaufe aber gerne einen Optionsschein, wenn die Aktie etwas überhitzt aussieht und versuche dann mit einem neuen Schein einzusteigen, wenn sie etwas korrigiert hat. Der Preis dafür ist, dass man nicht mehr dabei ist, wenn die Aktie trotz Überhitzung einfach immer weiter steigt.
Fazit: Das Rollen von Optionsscheinen ist sinnvoll und erforderlich
- wenn du eine Aktie dauerhaft mit einem Optionsschein begleiten möchtest
- wenn ein Optionsschein bald abläuft und du eine längere Laufzeit benötigst